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Wie unser Leder entsteht - die HOLZRICHTER Gerberei


Taschen von HOLZRICHTER Berlin werden aus pflanzlich gegerbtem Naturleder gefertigt. Doch bevor in unserer Manufaktur der erste Nadelstich gesetzt werden kann, müssen viele verschiedene Handgriffe getan werden – und jeder von ihnen bedarf besonderer Erfahrung, absoluter Sorgfalt und handwerklichem Geschick. Wir haben den Weg unseres Naturleders für Sie nachgezeichnet, damit Sie ein Verständnis für die traditionellen Handwerkskünste des Gerbens und der Täschnerei entfalten können.

1. Die Suche nach den besten Häuten

Die Häute, aus denen wir unser Leder fertigen, erwerben wir auf den lokalen Märkten Indiens. Gut geschulte Leder-Scouts besuchen dazu die Schlachter einzelner Regionen, um nach vielversprechenden Häuten Ausschau zu halten. Dabei handelt es sich um ein sehr kompetitives Geschäft, das ein hohes Maß an Erfahrung erfordert, um echte Qualität zu erkennen. Nicht in jeder Region lassen sich Häute von ausreichend hoher Qualität finden: Aspekte wie Haltung, Pflege, Fütterung, Nutzung und Schlachtung der Tiere beeinflussen die Qualität der Häute maßgeblich.

Ein Mann sortiert Häute

2. Salzen für den Transport

Die ausgewählten Häute werden noch vor Ort mit Salz eingerieben, um sie für den Transport haltbar zu machen und begeben sich anschließend auf ihren Weg durch Indien bis zu unserer Gerberei in Westbengalen.

Ein Mann bearbeitet Leder

3. Enthaarung

Nach der Ankunft beginnt die Verarbeitung der Häute mit dem Enthaaren. Erst nachdem die Haare entfernt sind, lässt sich die wahre Qualität der Häute bestimmen. Kratzer, Insektenstiche oder Verletzungen können unter dem Fell verborgen geblieben sein.

4. Vorgerbung

Nun werden die Häute zu Leder. Durch das Eindringen der Gerbstoffe werden Proteinketten im Leder fixiert und vor dem Zerfallen bewahrt. Das Material wird so vor dem natürlichen Zersetzungsprozess organischer Stoffe geschützt. Statt potenziell umweltschädlichem Chrom verwenden wir in diesem Schritt pflanzliche Gerbstoffe. Zur Vorgerbung unseres besonders dicken Rindleders fügen wir den pflanzlichen Gerbstoffen geringe Mengen synthetischer Gerbstoffe bei, die die pflanzlichen Komponenten in ihrer Wirkung unterstützen. So lässt sich der Gesamtbedarf an Gerbstoffen reduzieren. Zur Gerbung des von Natur aus dünneren Ziegenleders ist das nicht notwendig. Zwar dauert das vegetabile Gerben deutlich länger als die industrielle Chromgerbung, doch haben die Gerbstoffe in diesem traditionellen Verfahren Zeit, um schonend in das Gewebe einzudringen. Sie verbinden sich dort mit dem vorhandenen Kollagen und verhindern, dass das Leder im feuchten Zustand verdirbt oder im trockenen Zustand hart wird. So entsteht ein besonders robustes aber formbares Leder mit einer angenehmen Haptik und einem holzigen Geruch ohne chrombelastete Abwässer.

Ein Gerbfass

Traditionelle Gerbfässer

5. Selektion (Crusting)

Nach dem ersten Gerben ist das Leder sehr hell und weich. Man spricht in diesem Zustand von „Crustleder”. Erst jetzt kann man seine Qualität wirklich beurteilen. Zur Einstufung verwenden wir die Grade eins bis acht, wobei nur Häute der Grade eins und zwei für die Herstellung von HOLZRICHTER Leder infrage kommen. Um Abfälle zu vermeiden, verkaufen wir Häute von geringerer Qualität auf dem lokalen Markt an andere Manufakturen, die diese mit Lacken aufwerten und für ihre Produktion verwenden.

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6. Nachgerbung

Die ausgewählten Premiumhäute werden nun einer zweiten pflanzlichen Gerbung unterzogen, wobei sie in einem schonenden Verfahren mit natürlichen Gerbstoffen aus Rindenhölzern, Tara-Schoten und Rhabarberwurzeln behandelt werden. In diesem Schritt erhält das Leder sein charakteristisches Farbprofil.

Pflanzliche Gerbstoffe auf einem Tisch

Ein Mann zieht Leder aus einem Gerbfass

7. Trocknen

Nach dem Gerben muss das Leder trocknen. Dazu hängen wir es in langen Reihen auf Stöcke und lassen es behutsam an der Luft trocknen. Je nach Lederart (und Wetter) werden die einzelnen Stücke auch in seltenen Fällen zum Sonnentrocknen auf das Dach unserer Gerberei gebracht. Die industrielle Vakuumtrocknung oder andere Trocknungsverfahren, die mit großer Hitze arbeiten, kommen für die Produktion von Naturleder nicht infrage, da wir Naturstoffe statt hitzebeständiger Chemikalien verwenden.

Leder trocknet auf Stöcken

Leder trocknet auf einem Dach

8. Walken

Nach dem Trocknen muss das Leder aufgeweicht werden. Dazu wird es von Hand in eine Maschine geführt, in der mit Stollen versehene Walzen das Leder unter Druck geschmeidig machen.

Ein Mann arbeitet an einer Maschine

9. Zuschneiden

Die fertigen Lederstücke werden nach dem Spalten anhand unserer Schnittmustern in einzelne Teile zerlegt, aus denen später die fertigen Taschen zusammengenäht werden.

Ein Mann schneidet Lederstücke

10. Falzen

Damit sich zum Beispiel Nähte besser stechen lassen, werden die Lederzuschnitte an manchen Stellen auf eine geringere Dicke gefalzt. Besonders für die Knickstellen ist dieser Schritt besonders relevant.

Nahaufnahme einer Nähmaschine

11. Nähen

Die einzelnen Lederteile sind nun bereit, um in sorgfältiger Handarbeit zusammengefügt zu werden.