Interview mit Alexander Korduan, Gründer von HOLZRICHTER Berlin, zum Tag des Lederhandwerks


Hannes: Hey Alex, wir treffen uns heute am 15. August, um den “National Leather Crafts Day” zu feiern. Ein besonderes Event, das geschaffen wurde, um ein Bewusstsein für das Lederhandwerk zu schärfen, seine Geschichte zu feiern und neue Generationen dazu zu ermutigen, sich mit dem Handwerk zu beschäftigen. Ich denke, das ist eine tolle Gelegenheit, über das Handwerk hinter HOLZRICHTER Berlin zu sprechen. Welche Bedeutung hat es für dich und uns als Unternehmen?

Alexander Korduan: Hallo Hannes. Sehr gerne! Der Tag des Lederhandwerks hat für uns tatsächlich eine besondere Bedeutung, denn HOLZRICHTER Berlin steht auch für Inspiration durch Tradition. Mich persönlich faszinieren natürlich die handwerklichen Fertigkeiten, die es benötigt, um eine hochwertige Ledertasche zu fertigen. Auch die natürliche Gerbung von Leder ist ein sehr anspruchsvoller Prozess, der auf jahrhundertealtem Wissen basiert. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir bzw. unsere Partner dieses selten gewordene Know-how beherrschen. Es handelt sich um ein Handwerk, das nur wenige spezialisierte Gerbereien wirklich beherrschen. Ihr Ergebnis ist bei richtiger Durchführung ein exklusives Leder, das an seiner schmeichelnden Haptik, einem angenehm holzigen Duft und dem außergewöhnlichen Farbprofil erkannt wird.

Ledermanufaktur

Hannes: Kannst du unseren Partner genauer vorstellen?

Alexander Korduan: Hinter HOLZRICHTER Berlin stehen eine Menge langjähriger Partnerschaften. Eine ganz besondere Verbindung besteht zu unserer Manufaktur im indischen West-Bengal. Es handelt sich um ein Familienunternehmen in zweiter Generation, das für uns auch unser Leder in Eigenregie produziert. Ich habe Vivek, den ich heute zu meinen Freunden zähle, bereits während meines Studiums kennengelernt. Er hat den Betrieb seines Vaters im Alter von 18 Jahren übernommen und ihn innerhalb von 20 Jahren zu einem geachteten Vorreiter für nachhaltige Lederproduktion entwickelt. Seite an Seite sind wir in den vergangenen Jahren gewachsen und haben gemeinsam neue Wege gefunden, ehrliches Handwerk mit Mode zu verbinden.

Alexander und Vivek

Hannes: Du sprichst davon, Handwerksprodukte zurück in die Mode zu bringen: Wie schafft man das?

Alexander Korduan: Im Prinzip geht es um die Überwindung von Fast Fashion. Wir wollen Produkte schaffen, die nicht nur modisch anziehend sind, sondern das Leben nachhaltig bereichern. Individuelle Produkte, die man gar nicht austauschen will, weil sie eine persönliche Geschichte erzählen. Damit positionieren wir uns als Teil der modernen Capsule Garderobe für sie und ihn.

Hannes: Erklärst du uns den Begriff der Capsule Wardrobe noch einmal kurz?

Alexander Korduan: Natürlich! Die Capsule Wardrobe ist ein minimalistisches Modekonzept, bei dem man nur eine begrenzte Anzahl von hochwertigen und durchgängig angesagten Kleidungsstücken besitzt. Diese Key-Pieces sollten miteinander kombinierbar sein, sodass viele verschiedene Outfits möglich sind. Der Fokus liegt dabei auf Qualität statt Quantität, Zeitlosigkeit und Vielseitigkeit. Entsprechend fertigen wir lieber wenige Produkte, aber in besserer Qualität und setzen in der Regel auf die selben Materialien – nämlich die besten.

Weekender No 8-1 Weekender No 8-1 (M) Camel (>>)

Hannes: Im Unternehmen existiert der Mythos der “Ur-Holzrichter”, was hat es damit auf sich?

Alexander Korduan: Dabei handelt es sich um ein Stück Handwerksgeschichte, das den Anstoß für die Unternehmensgründung gelegt hat. Mich hat diese weit gereiste Ledertasche unfassbar inspiriert: Trotz ihres Alters war sie noch super in Schuss und ihre außergewöhnliche Patina ließ sich wie der Anfang einer spannenden Geschichte lesen … fast wie bei einem Reisetagebuch. Diese Tasche wurde zum Vorbild unserer allerersten Serie an Weekender Reisetaschen, die von den Reiseikonen des “Jet Age” inspiriert waren und mit ihrem Pioniergeist noch heute ein zentrales Symbol unserer Kollektion darstellen.

Hannes: Welche Bedeutung hat dein Großvater für HOLZRICHTER Berlin? Mit seinem Nachnamen Holzrichter ist er immerhin Namensgeber unserer Marke.

Alexander Korduan: Mein Opa war ein Handwerker durch und durch. Als Tischler hat er großen Wert auf Qualität gelegt. Er war überzeugt, dass gute Dinge Zeit und Hingabe erfordern. Außerdem war er ein außergewöhnlich kreativer Erfinder, mit dem meine Geschwister und ich sowie unsere Cousinen eine Menge Freude hatten, da keine Träume unerfüllt blieben. Er hatte eine kleine verwinkelte Werkstatt auf dem Hof, in der er voller Tatendrang wirklich beeindruckende Dinge für uns Kinder gebaut hat – vom Baumhaus bis zur Seifenkiste. Das hat mich auf jeden Fall geprägt.

Hannes: Deshalb ist er zum Namensgeber von HOLZRICHTER Berlin geworden?

Alexander Korduan: Genau, denn diese Form des Handwerks und die Werte, die dahinter stehen, sind Teil unserer Philosophie. Anstatt cleane Perfektion zu suchen, vertreten wir eine handwerkliche Ästhetik, die Einzigartigkeit durch Unvollkommenheit, Vergänglichkeit und Unvollständigkeit betont. Das Ergebnis ist ein echtes, authentisches Produkt – ein Unikat, das für die Ewigkeit bestimmt ist. Gleiches gilt für das Handwerk, das mein Opa damals geschaffen hat. Natürlich ergibt sich dadurch auch eine große Verpflichtung, für seine Werte einzustehen.

Hannes: Für welche Werte steht HOLZRICHTER Berlin?

Alexander Korduan: Mit seinem Namen verpflichten wir uns auch den Prinzipien des verantwortungsbewussten und umsichtigen Handwerkers, der er gewesen ist. Das bedeutet, dass wir Service und Kundenorientierung sehr ernst nehmen. Außerdem ist uns wichtig, dass unsere Taschen langlebig und alltagstauglich sind und einen echten Mehrwert bieten. Dabei bevorzugen wir natürliche Materialien und garantieren höchste soziale und ökologische Standards in unserer Lieferkette, in der wir immer auf langfristige Partnerschaften auf Augenhöhe setzen.

Hannes: Welche Bedeutung hat das Handwerk in Bezug auf Nachhaltigkeit?

Alexander Korduan: Hochwertiges Handwerk ist meiner Ansicht nach ein unterschätzter Faktor. Selbstverständlich achten wir darauf, dass unsere gesamte Lieferkette höchsten ökologischen und sozialen Standards entspricht, was wir durch persönliche Besuche sorgfältig kontrollieren. Wie nachhaltig ein Produkt letztendlich ist, hängt aber auch besonders von seinem Lebenszyklus ab. Erst kürzlich haben wir einen Reparaturservice eingeführt, denn selbst bei der besten Ledertasche kann sich mal eine Naht öffnen. Üblicherweise sind unsere Produkte so konzipiert, dass sie sogar der Schuster um die Ecke reparieren kann. Als Nächstes machen wir unser umfangreiches Angebot komplett plastikfrei. Bei unserer Urban Essentials Kollektion ist uns das schon gelungen.

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Hannes: Zum Abschluss ein kleiner Ausblick: Wohin geht die (handwerkliche) Reise von HOLZRICHTER Berlin?

Alexander Korduan: Wir sind davon überzeugt, dass die unbeschwerten Erfahrungen der Reise und die Erinnerungen an sie unser Leben nachhaltig bereichern. Davon wollen wir weiterhin ein Teil sein und HOLZRICHTER Berlin zu einer begehrten Lifestyle Marke für Reisetaschen und Accessoires entwickeln. Wir werden also auch weiterhin moderne, funktionale und elegante Produkte fertigen, welche ihre Besitzer zu ihrer individuellen Freiheit inspirieren und die Sehnsucht nach ihr beleben. Wir experimentieren derzeit mit neuen Materialien. Außerdem planen wir ein Atelier in Berlin, in dem unsere KundInnen Handwerk hautnah erleben können.